25. April 2025
https://doi.org/10.55957/LIBN8680

Arno Schwarzer, Jürgen Trautner, Manfred Colling, Berthold Kappus und Thomas Peissner:
Biber (Castor fiber) vs. Bachmuschel (Unio crassus) Ist eine Koexistenz ohne Management möglich? Ergebnisse aus dem Fall eines verlegten und umgestalteten Fließgewässers bei Ravensburg (Baden-Württemberg). 6 (6) 2025
Im Rahmen des Neubaus eines Abschnitts der Bundesstraße B 30 nördlich von Ravensburg (Baden-Württemberg) war ein Abschnitt des Bampfens zu verlegen und umzugestalten, der eine Teilpopulation der Bachmuschel (Unio crassus) beherbergt. Dieses Projekt wurde ab Ende der 1990er Jahre bereits vor einer vorhabenbezogenen Relevanz strenger artenschutzrechtlicher Regelungen geplant und umgesetzt. Die damalige Berücksichtigung der Art erfolgte im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung. Die vorliegende Publikation stellt zunächst kurz das damalige Vorhaben, die Einschätzung des Bestands der Bachmuschel zu jenem Zeitpunkt sowie getroffene Maßnahmen dar. Nach Zwischenkontrollen erfolgten 2013 und 2022 vertiefte Untersuchungen dazu, wie sich der Bestand der Muschelart im verlegten und umgestalteten Bachabschnitt sowie in angrenzenden Abschnitten entwickelt hatte. Die Untersuchung 2022 erfolgte unter der veränderten Situation der zwischenzeitlichen Ansiedlung des Bibers (Castor fiber) und dessen Aktivitäten im Gebiet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden dargestellt und unter naturschutzfachlichen Aspekten diskutiert. Bachverlegung und -umgestaltung führten zu einer deutlich verbesserten Bestandssituation der Bachmuschel. Lebensraumqualität und Bestandssituation der Art haben sich in Folge nach 2013 durch Aktivitäten des Bibers, teilweise wohl auch durch die Zunahme von Niedrigwasser- oder Trockenphasen in Teilabschnitten, deutlich verschlechtert. Für eine mittel- und langfristige Koexistenz der beiden Arten in diesem Fließgewässer ist ein konsequentes Management der Biberaktivitäten unerlässlich.