10. Juni 2025
https://doi.org/10.55957/WAWK6114

Michael Bräunicke, Roland Steiner, Jennifer Theobald, Jürgen Trautner:
Die Fledermaus-Querungshilfen an der Nordwestumfahrung Biberach.
Ergebnisse der Funktionskontrollen (Mammalia: Chiroptera). 6 (8) 2025
Im Rahmen einer projektbezogenen Funktionskontrolle wurden Daten zur Nutzung zweier beim Neubau der Kreisstraße K 7532 (Nordwestumfahrung Biberach, Baden-Württemberg) errichteten Fledermausquerungshilfen erhoben und ausgewertet. Diese im Vergleich zu anderen Bautypen, insbesondere vollwertigen Grünbrücken, kostengünstigen Querungshilfen aus Metall („Fledermausbrücken“) wurden Ende 2012 in ihre Verankerung eingesetzt, die Straße wurde im Juni 2013 für den Verkehr freigegeben. Die Funktionskontrollen erfolgten in den Jahren 2014 und 2016. Eine weitere vorgesehene Untersuchungsphase ab 2020 konnte leider nicht mehr realisiert werden. In 10 Untersuchungsnächten mit Direktbeobachtung (jeweils 5 in 2014 und 2016) wurden an einer der Querungshilfen und dem zugehörigen Vergleichsstandort 78 Straßenquerungen von Arten mit hoher Strukturbindung im Flug (Arten der Gattung Myotis ohne Großes Mausohr) und 241 Straßenquerungen von Arten mit mittlerer Strukturbindung (hier Arten der Gattung Pipistrellus, vor allem Zwergfledermaus) beobachtet. Bei den querenden Individuen der Arten mit hoher Strukturbindung wurde in knapp 80 % der Fälle die Querungshilfe durchflogen oder auf sonstige Weise als Leitstruktur genutzt. Bei den Individuen der Arten mit mittlerer Strukturbindung war dieser Wert erheblich geringer. Zwar nutzte auch hier ein Teil der Tiere die Querungshilfe (rund 28 % der registrierten Querungen), die meisten aus dieser Gruppe überflogen die Straße jedoch in größerer Höhe und weitgehend unabhängig von den Querungshilfen. Auf einzelne weitere Aspekte wird ergänzend eingegangen. Die vorliegenden Ergebnisse können nicht dafür herangezogen werden, bei Fledermäusen allgemein geringe Qualitätsanforderungen an funktional wichtige Querungshilfen zu rechtfertigen, da die speziellen Rahmenbedingungen des vorliegenden Falls zu sehen sind. Sie zeigen aber, dass eine solche bauliche Struktur insbesondere von Arten mit hoher Strukturbindung beim Flug über Straßen genutzt wird. Entsprechende Querungshilfen können insoweit bei der Minderung der Zerschneidungswirkung von Straßen bzw. derjenigen von verkehrsbedingten Kollisionsrisiken planerisch und naturschutzfachlich eine Rolle spielen. Ein solcher Ansatz kann daher auch für weitere Fälle interessant und angemessen sein, in denen weder mit Querungshilfen höherer Prognosesicherheit noch solchen mit besseren Synergieeffekten für zusätzliche Artengruppen gearbeitet werden muss. Dies ist im Einzelfall zu bewerten.